Warmherziger Dark Folk aus Dänemark – Myrkur

Amalie Bruun ist eher Metalfans wie meinem Freund Kai bekannt, dem ich auch diesen großartigen Musiktipp verdanke. Unter ihrem Moniker Myrkur bevorzugte die Dänin bisher die härtere Gangart des Blackgaze. Auf ihrem Album „Folkesange“ (nomen est omen) tauscht sie die Metalkutte nun gegen eine Folkloretracht, die ihr mindestens genauso gut steht. Folk reinsten Wassers mit traditionellen Anklängen und typisch skandinavischer Mystik.

Myrkur gelingt es, ihre dunkel gefärbte Metalherkunft äußerst harmonisch mit akustischen Songsstrukturen zu verbinden, die an Mittelalterfolk angelehnt sind. Und das auf zauberhafte Weise. In den Songreigen des Dark Folk Albums fällt viel helles Nordlicht, das einige Tracks förmlich strahlen lässt.

Wie Morgennebel über grüner Landschaft

„Tor I Helmheim“ beispielsweise ist eine wunderschöne, in ihrer Muttersprache gesungene Ode, in der Bruun die Stimme wie eine musikalische Märchenerzählerin einsetzt. Feinfühlig von zartem Fingerpicking und Streichern begleitet, scheint dieses Stück wie ein morgendlicher Nebel über einen Bergsee mit sattgrüner Landschaft zu schweben.

Von ähnlichem Schönklangcharakter mit kanonartig arrangierten Gesangsschleifen ist „Harpens Kraft“. Klingt wie ein traditioneller nordischer Tanz von Waldgeistern. Über „Gammelkäring“ kreisen schwarze Krähen, die Bruuns Dark Folk nur zu Beginn bedrohen. Dann setzt sich ihre glockenklare Stimme mit der Klarheit eines buhlenden Burgfräuleins durch.

Folkromantik, die das Herz erwärmt

Das englische „House Carpenter“ ist pure Folkromantik, poetisch, warmherzig, ein Lagerfeuer in der Seele anzündend. Hat sich mir direkt unter die sensible Hörhaut geschlängelt wie eine Rosenranke. Bravo! Völlig verliebt bin ich auch in „Gudernes Vilje“, das mir Amalies Gesang wie einen lange sehnsüchtig erwarteten Gruß von der fernen Liebsten schickt. Das abschließende „Vinter“ kann ich wie sämtliche Tracks nur als reinsten Quell der Freude bezeichnen.

Ein Album, das sich mit seiner nostalgischen Anmutung keinen Deut um die Moderne schert und wie aus der Zeit gefallen scheint. Gerade das aber macht den ungeheuren Charme dieser Platte aus. Myrkur dürfte mit „Folkesange“ als Schwester im Geiste von Enya und Loreena McKennitt in den Kreis der besonders bezaubernden Sangeselfen aufgenommen werden.

myrkurmusic.com

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